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Fahrbericht Porsche Cayenne V6 mit 3,6 Liter und 290 PS

Porsche Cayenne V6 Porsche Cayenne V6

Feinschliff mit grosser Wirkung

Die zweite Cayenne-Generation sieht nicht nur kräftiger und agiler aus - sie ist es auch.

Tiefgreifende Änderungen an der Karosserie des neuen Porsche Cayenne hat es zwar nicht gegeben, die Wirkung der wenigen Korrekturen ist dafür um so beachtlicher. Durch das Facelift scheint sich der neue Cayenne tiefer auf die Straße zu ducken als der Vorgänger und wirkt deutlich sportlicher und agiler.

Die windschnittige Front, mit den schmaleren und nach oben gezogenen Scheinwerfern sieht jetzt einfach unverkennbar nach Porsche aus. Breitere Lufteinlässe mit großen Rippen verleihen allen Modellen eine imposante Optik. Dabei unterscheidet sich das Topmodell Cayenne Turbo durch andersartige und unterschiedlich angebrachte Blinkleuchten vom Sechszylinder und dem kleineren Achtzylinder Cayenne S. Senkrecht angebrachte Blinker Bei den 290 und 385 PS Versionen (Cayenne oder Cayenne S) stehen die Blinker senkrecht. Bei horizontal angeordneten Leuchten handelt es sich dagegen um den Turbo mit 500 PS. Fehlt der Modellschriftzug am Heck, erkennt man die unterschiedliche Motorisierung auch an den Auspuffrohren. Cayenne und Cayenne S haben zwei einfache trapezförmige Röhren, beim Turbo sind es zwei runde Doppelendrohre.

Alle Motoren wurden übrigens auf Benzin-Direkteinspritzung umgestellt, um mehr Leistung und gleichzeitig weniger Verbrauch zu erzielen. In dem 290 PS starken Einstiegsmodell kommt der neue 3,6-Liter V6 zum Einsatz. Der gleiche Basismotor arbeitet auch im VW Touareg sowie im kommenden Passat R36.

Mehr Leistung und geringerer Verbrauch beim Sechszylinder

Das von uns getestete kleinste Cayenne-Aggregat hat am meisten von der Überarbeitung profitiert: 16 Prozent mehr Leistung als der alte Sechszylinder, 24 Prozent mehr Drehmoment (385 Newtonmeter, die schon bei 3000 Umdrehungen anliegen) und eine um 1,2 Sekunden schnellere Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h sprechen eine deutliche Sprache.

Das Prinzip der neuen Benzin-Direkteinspritzung ist so einfach wie wirkungsvoll: Luft und Kraftstoff werden im Brennraum besser vermischt und die gleichzeitig die Verdichtung erhöht. Beim V6 wurde Sie von 11,1:1 auf 12,3:1 angehoben. Der Kraftstoffdruck wird über ein Mengensteuerventil dem Bedarf angepasst. Je nach Motorlast liegt der Druck zwischen 40 und 120 bar. Schon der Kaltstart verläuft bei den neuen Cayenne-Motoren anders ab: Der so genannte Hochdruckschichtstart sorgt für geringen Verbrauch und geringe Emissionen. Denn die direkte Einspritzung erfolgt erst kurz vor dem Ende des Kompressionstaktes. Danach wechselt das Motormanagement in die Katalysator-Heizphase: Eine Doppeleinspritzung erhöht die Abgastemperatur und heizt den Kat schnellstmöglich auf. Das Luft-Kraftstoff-Gemisch wird sehr spät gezündet, dadurch wird die Abgastemperatur weiter erhöht, Emissionen werden reduziert.

Die Doppeleinspritzung kommt ein weiteres Mal zum Einsatz, bei Drehzahlen bis zu 3.500 U/min im oberen Lastbereich. Das ist etwa der Fall, wenn der Fahrer beim Zwischenbeschleunigen aus niedrigen Drehzahlen aufs Gaspedal tritt. Die für die Verbrennung notwendige Kraftstoffmenge wird dabei in zwei aufeinander folgende Einspritzvorgänge geteilt. Beide Einspritzungen erfolgen während des Ansaugtaktes bei geöffneten Einlassventilen und sorgen durch eine bessere Gemischbildung für eine Verbrauchsreduzierung. Ansonsten erfolgt die Einspritzung immer kurz vor dem Arbeitstakt, wodurch die Motoren spontaner aufs Gasgeben reagieren als bisher, aber auch aufs Gaswegnehmen.

Für die Kraftübertragung steht neben dem Sechsgang-Schaltgetriebe auch die Tiptronic S-Automatik für den V6 zur Verfügung. Die präzise 6-Gang-Handschaltung in unserem Testwagen macht aber die optionale Getriebeautomatik überflüssig. Sie ist sehr gut abgestuft und lässt sich leicht und sauber schalten. Allerdings könnten die Schaltwege etwas kürzer ausfallen.

Ausreichend Power auch mit 6 Zylinder

An den bulligen Sound der Achtzylinder kommt der kleinere Sechzylinder zwar nicht heran, trotzdem bietet er einen schönen, sportlich sonoren Klang. Der Durchzug der 3,6-Liter-Maschine ist ordentlich und verglichen mit dem 385 PS starken Achtzylinder aus dem Cayenne S durchaus ausreichend. So kann man auch mit dem Sechser ziemlich schnell unterwegs sein. Sein Sound bleibt dabei immer präsent, auch beim Dahingleiten mit 130 km/h auf der Autobahn, was aber nicht als störend empfunden wird. Beim kräftigen Ausdrehen der Maschine klingt der V6 dann wieder sportlich und ähnelt sogar etwas dem typischen Boxer-Sound des 911er.
Die Kupplung bedarf des Feingefühls des Fahrers und beim Gangwechsel spürt man auch ein wenig die mechanische Prozesse, die sich unter der breiten Motorhaube abspielen. Aber das empfindet man beim Cayenne nicht als störend. Im Gegenteil, es gehört bei diesem sportlichen Offroader einfach dazu, und unterscheidet ihn so angenehm von anderen Familien-SUVs.

Schnell vergisst man im neuen Cayenne, dass man mit einem 2,3-Tonner unterwegs ist. Die fantastische Straßenlage gibt es aber leider nicht serienmäßig. Ganze 6.000 Euro mehr kostet die Kombination aus der bekannten Luftfederung und dem neu entwickelten Wankausgleich Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) im Vergleich zur standardmäßigen Stahlfederung. Aber die Ausgabe ist jeden Cent wert. Unser so ausgestattete Testwagen schwebt förmlich über Autobahnen und Landstraßen. Das Fahrwerk ermöglicht einen Fahrkomfort der sonst nur grossen Luxuslimousinen vorbehalten ist. Wäre da nicht die hohe Sitzposition, würde man es nicht glauben in einem SUV zu sitzen: kein Hoppeln und kein Wanken in den Kurven. Einfach genial, das neue Fahrwerk. Hydraulische Stoßdämpfer und Stellmotoren bauen Gegendruck auf, wenn der Cayenne zu nicken oder wanken droht. So sind auch längere Reisen für die Passagiere auf der Rückbank wesentlich angenehmer als beim Vorgänger-Modell. Schließlich kann im Fond vieler SUV das ständige Hoppeln und Wanken schon mal Übelkeit auslösen.

Auf der Strasse sieht das dann so aus, dass der Cayenne trotz seines Gewichts, stoisch durch jede Kurve zieht - wenn man nur fleißig auf dem Gas bleibt. Selbst enge Kurven bereiten keine Probleme. Der Zuffenhausener Offroader bleibt dabei so gutmütig, dass die automatischen Regelsysteme gar nicht oder erst sehr spät eingreifen müssen. Wer beherzter zur Sache geht, schafft es auch, den Cayenne kontrolliert über alle vier Räder nach außen zu schieben. Die Gaswegnahme regelt die Situation dann auf einfache Art und Weise.

Echter Offroader dank PASM und PDCC

Auch wenn die wenigsten Besitzer ihn dafür nutzen werden, ist der neue Cayenne ein Offroader für die Fahrt durchs Gelände. Speziell, wenn er mit der Luftfederung und dem PDCC ausgerüstet ist. Per Luft kann der Offroader in eine Höhe von 271 Millimeter (gemessen unter den Achsen) geschickt werden. Das PDCC erlaubt extreme Achsverschränkungen von bis zu 230 Millimeter und eine vollständige Entkopplung der Stabilisatoren bis zu einer Geschwindigkeit von 35 km/h. Mit Einlegen des Low-Range-Modus über einen Wippschalter bezwangen auch wir gröbstes Gelände: Der Cayenne aktivierte eine Gelände-untersetzung und schaltet ein traktionsorientiertes Gelände-ABS ein.

Mit dem neuen V6 und seinen 290 PS zeigt sich der Cayenne im Test als ausreichend motorisiert. Für den Sprint auf Tempo 100 km/h vergehen mit dem Sechsgangschaltgetriebe 8,1 Sekunden und auf der Autobahn wird locker die von Porsche angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 227 km/h erreicht. Auf dem Tacho werden dann fast 240 km/h angezeigt. Der Verbrauch hängt ganz von der Fahrweise und dem Spassfaktor ab, den man mit dem Cayenne haben kann. Bei zurückhaltender Fahrweise konnten wir im Schnitt mit 12 Litern Super Plus auskommen. Lässt man den Pferden freien Lauf, steigerte sich der Verbrauch aber auch schnell auf 18 Liter und mehr.

Mit der bei allen Modelle serienmässigen Sporttaste in der Mittelkonsole, kann zwischen eine Standard-Abstimmung und einem Sport-Modus gewählt werden. Bei aktiviertem Sportmodus reagiert der Motor spürbar spontaner. Fahrzeuge mit Automatik, Luftfederung und Porsche Active Suspension Management werden darüber hinaus straffer abgestimmt. Am besten passt die Sport-Modus Abstimmung Cayenne. Er ist insgesamt deutlich agiler und dynamischer und bietet trotzdem ausreichenden Komfort.

Neben seinen besseren Fahreigenschaften trumpft der überarbeitete Cayenne auch mit noch mehr Sicherheit auf. So bringt nicht nur der permanente Allradantrieb mit einer Grundverteilung von 62 Prozent auf die Hinterachse und 38 Prozent auf die Vorderachse ein sicheres Fahrverhalten. Das serienmäßige Porsche Stability Management (PSM) füllt die Bremsanlage nun bei schneller Gaswegnahme. Der Bremsassistent stellt bei Erkennen einer Notbremsung von alleine den Bremsdruck her, der zu einer maximalen Verzögerung benötigt wird. Eine weiteres interessantes Sicherheits-Feature ist die weiterentwickelte Gespannstabilisierung. Ausserdem gibt es nun auch ein dynamisches Kurvenlicht, welches das bisher angebotene statische Kurvenlicht ergänzt. Nicht zuletzt verfügen alle neuen Cayenne-Modelle über einen Überschlagssensor, der im Ernstfall Gurtstraffer und Vorhang-Airbags gezielt auslösen kann.

Der Innenraum - Feines Ambiente mit dezenten Änderungen

Das Interieur wurde gegenüber dem Vorgänger nur gering verändert, wenn man mal von neuen Doppelnähten bei der Vollleder-Ausstattung absieht. Wie bisher geht es aber im Innenraum des Cayenne besonders luxuriös und edel zu. Der silberne Testwagen ist mit feinem schwarzen Leder ausgeschlagen, das Armaturenbrett ebenfalls mit schwarzem Leder samt Doppelnähten bezogen, dazu gibt es ein Navigationssystem, eine Bose-Hi-Fi-Anlage mit 350 Watt Leistung und 14 Lautsprechern sowie einige weitere Annehmlichkeiten. Eigentlich möchte man meinen, dies gehört alles serienmässig zu einem Auto wie dem Cayenne. Aber dem ist leider nicht so - nicht ohne Grund ist Porsche der profitabelste Autohersteller der Welt. Die Verarbeitung ist wie gewohnt tadellos. Alle Instrumente und Schalter sind übersichtlich angeordnet und leicht zu bedienen. Weniger gelungen fanden wir nur die Platzierung der Tasten am Multifunktionslenkrad.

Auf den Ledersitzen des Cayenne sitzt es sich sehr entspannt. Die Seitenwagen bieten auch bei sportlicher Fahrweise ausreichend Seitenhalt. Mit Hilfe der vollelektrischen Sportsitze lässt sich schnell eine optimale Sitzposition finden. Dazu trägt auch die ebenfalls elektrisch betätigtet Lenkradverstellung bei. Auf der hinteren Sitzbank finden drei Personen reichlich Platz. Der Kofferraum offeriert mit 540 bis 1.770 Liter Volumen ausreichend Stauraum für allerlei Aktivitäten. Ein auf Wunsch kostenlos erhältlicher Skisack ermöglicht es, lange Gegenstände zu transportieren, ohne die Rücklehne herunterzuklappen. Neu ist auch ein, optional angebotenes, Laderaum-Management-System, mit dem Ladegut im Kofferraum gesichert werden kann.

Zur Serienausstattung aller Cayenne-Modelle gehören unter anderem eine Alarmanlage, eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, ein Bordcomputer, getöntes Wärmeschutzglas, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Vordersitze, die ebenso mit Leder bezogen sind wie das Lenkrad und mehr. Ein CD-Radio mit Doppeltuner und zwölf Lautsprechern ist ebenfalls an Bord.

Mit einem Grundpreis von 51.735 Euro stellt der Cayenne V6 eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, einen neuen Porsche zu besitzen. Der Testwagen verfügt allerdings über Sonderausstattungen in Höhe von fast 25.000 Euro, die den Einstiegspreis schnell relativieren. Vor allem dann, wenn schnell festgestellt wird, dass man auf keines der Extras verzichten möchte. 05/2007

Technische Daten Porsche Cayenne V6
Motor 6 Zylinder, 4 Ventile pro ZylinderV-Motor mit FSI-Benzindirekteinspritzung
Hubraum 3.598 ccm
Max. Leistung 290 PS / 213 KW bei 6.200 U/min
Max. Drehmoment 385 Nm bei 3.000 U/min
Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
Beschleunigung 0 - 100 km/h 8,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 227 km/h
Kombinierter Verbrauch / Tankinhalt 12,9 Liter Super Plus / 100 Liter
Abgasnorm Euro 4 / LEV2
Länge / Breite / Höhe 4.798 / 1.928 / 1.699 mm
Leergewicht / Zuladung / Anhängelast 2.160 kg / 785 kg / 3.500 kg (gebremst)
Antrieb Permanenter AllradantriebKraftverteilung: vorn: 38 %, hinten: 62 %, variabel
Kofferraumvolumen 540 bis 1.770 Liter
Preis ab 51.735 Euro

Fazit: Kräftiger und agiler
Es ist beachtlich, was Porsche mit der Überarbeitung des Cayenne nach vier Jahren Bauzeit geschaffen hat. Die Motoren, besonders der kleine Sechszylinder, wurden stärker und gleichzeitig sparsamer. Das neue Fahrwerk verdient Bestnoten, bietet es doch nun das Fahrerlebnis einer sportlichen Limousine in einem Offroader. Die direkte Ansprache der Lenkung und das fehlende Wanken in Kurven sind beeindruckend für ein Fahrzeug dieser Gewichtsklasse. Damit wären wir aber auch gleich bei dem einzigen Schwachpunkt des neuen Cayenne gelandet: denn die Luftfederung und die Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) sind nur im Cayenne Turbo serienmäßig. Beim Cayenne und Cayenne S werden dafür 6.176 Euro Aufpreis verlangt. Und auch andere Annehmlichkeiten lässt sich Porsche leider extra bezahlen. Der neue Cayenne V6 schafft es, drei unterschiedliche Fahrzeugtypen zu vereinen: einen komfortablen Reisewagen mit hoher Ladekapazität, einen sportlichen Kurvenräuber und einen voll geländetauglichen Offroader. Und dazu reicht schon der 290 PS starke Einstiegs-Cayenne mit V6-Motor.

  • neuer 3,6 Liter V6 Motor mit FSI-Benzindirekteinspritzung und 290 PS
  • PDCC - Neu entwickelter Wankausgleich Porsche Dynamic Chassis Control (optional)
  • Luftfederung mit Niveauregulierung und Höhenverstellung (optional)
  • PASM - Porsche Active Suspension Management (optional)
  • Serienmäßige Sporttaste für Standard-Abstimmung oder Sport-Modus
  • PSM - Serienmäßiges Porsche Stability Management
  • Low-Range-Modus für unwegsames Gelände

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