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Fahrbericht: VW Amarok DoubleCab 2.0 BiTDI Trendline 4Motion mit 163 PS im Test

"Der mit dem Wolf fährt"

So viel Lifestyl besaß bisher noch kein Nutzfahrzeug. Mit dem Amarok ist VW in das Segment der klassischen Pick-ups zurückgekehrt. Zwischen 1989 und 1997 versuchte es Volkswagen schon einmal mit dem Taro, der allerdings nur ein Lizenzbau des damaligen Toyota Hilux war. Und in den 80er gab es den Caddy, einen Pritschenwagen auf Golf-I-Basis. Der Amarok ist primär für die Märkte in Afrika, Asien und Südamerika gedacht, auf denen VW bisher kein Fahrzeug dieser Klasse anbieten konnte. Aber auch in Europa verspricht man sich mit dem Lifstyle-Pick-up einen Erfolg.

"Amarok" heisst in der Sprache der in Nordkanada und Grönland beheimateten Inuit-Volksgruppen "Wolf", und als solcher soll sich der neue Pick-up aus Wolfsburg auch auf dem Weltmarkt behaupten. VW hat dabei gleich mehrere unterschiedliche Zielgruppen im Auge. In der Grundversion mit vielen mechanischen Komponenten sollen Handwerker, Förster und Gartenbetriebe als Kunden gewonnen werden. Mit der Ausstattungsvariante Trendline spricht man Käufer an, die ihren Pick-up auch privat oder für ihren Sport nutzen und deshalb auf Komfort und ein ziviles Erscheinungsbild Wert legen. Die Topversion Highline, mit viel Chrom und optionaler Lederausstattung, macht aus der zweitürigen SingleCab-Variante ein luxuriöses Lifestyle-Fahrzeug.

Wie sich der Lifestyl-Offroader aus Wolfsburg fährt und was er sonst noch alles zu bieten hat, haben wir in unserem Test erfahren.

Die wuchtige Front des Amarok mit dem markentypischem Kühlergrill sieht mehr nach einem SUV aus, als nach einem Nutzfahrzeug. Hier merkt man den Einfluss der PKW Design-Abteilung. Mit einer Länge von 5,25 und einer Breite von 1,95 Metern ist der Amarok der größte Pick-up seiner Klasse. Selbst in den USA finden sich nur wenige Wettbewerber, wie der Chevy Silverado oder der Toyota Tundra, die noch größer ausfallen. Wie jeder Pick-up besteht auch der Amarok aus zwei Hauptkomponenten: der Kabine und der Ladefläche. In unserem Fall ist es die Doublecab für bis zu fünf Personen, alternativ wird auch eine kleinere Einzelkabine für zwei Personen angeboten und einer größeren Ladefläche angeboten. Die Nutzlast des Amarok liegt bei bis zu 1.150 Kilogramm und die Anhängelast beträgt 2,8 Tonnen. An diesen Werten sieht man, dass wir es mit einem echten Nutzfahrzeug zu tun haben.

Ganz anders sieht das im Innenraum aus. Man hat kaum den Eindruck, in einem geländegängigen Lastwagen zu sitzen. In der Viertürer-Kabine herrscht ein großzügiges Platzangebot nicht nur für die vorderen Passagiere, sondern auch bei den  Hinterbänklern. Fast wie im Touareg gibt es reichlich Beinfreiheit und seitlichen Bewegungsspielraum. Bequeme, straff gepolsterte Sitze eignen sich bestens für längere Strecken. Das Interieur macht einen robusten und zugleich hochwertigeren Eindruck als die asiatischen Mitbewerbern. Die Armaturentafel des Amarok ist übersichtlich gestaltet, die Materialien sind wertig und die Verarbeitung auf PKW-Niveau. Man kommt sich vor wie in einem robusten Geländewagen. Was in einem Pick-up nicht fehlen darf, sind zahlreiche Ablagen und Bordsteckdosen. Und davon mangelt es beim Amarok nicht. Auf Wunsch gibt es auch feine Extras wie z. B. ein Navigationssystem oder hochwertige Ledersitze. In der Topversion Highline, mit viel Chrom und Leder, wird der Amarok fast schon zum luxuriöses Lifestyle-Fahrzeug. Da bleibt dann nicht mehr viel vom Nutzfahrzeug-Charakter.

Hat man die Fahrerkabine erst einmal erklommen, thront man auf den Polstern und genießt eine gute Übersicht auf den Verkehr um einen herum. Doch Vorsicht: das einfach Handling lässt schnell die stattlichen Abmessungen des Amarok vergessen. Gerade beim Rangieren und Einparken ist Aufmerksamkeit geboten. Um den Stauraum innerhalb der Kabine zu vergrößern, lassen sich die hinteren Sitzflächen hochklappen, oder auch die einteilige Rücklehne ganz nach vorne umlegen. So gibt es zumindest für zwei Personen ausreichend Stauraum für das Reisegepäck, das auf der Ladefläche nicht Wind und Wetter ausgesetzt werden soll.

Und zum Reisen eignet sich der Amarok durchaus. Obwohl das Fahrwerk straff ausgelegt ist und auch in Kurven nur wenig wankt, überrascht es uns, wie komfortabel man auf Asphalt mit dem Pick-up unterwegs ist. Dabei basiert der Amarok auf einem Pick-up-typisch Leiterrahmen, mit blattgefederter, starrer Hinterachse. Kleine Stöße aus dem Heck halten sich selbst bei leerer Ladefläche in Grenzen. Allein Querfugen können sich deutlich bemerkbar machen und schmälern den Komfort.

Obwohl die Mitbewerber in diesem Segment über Diesel-Motoren mit 2,5 und 3,0 Liter Hubraum verfügen, begnügt sich der Amarok  mit nur 2,0 Liter. Der aus dem Transporter T5 stammende BiTDI Commonrail-Diesel mit zweistufiger Turboaufladung leistet 163 PS. Auch hier überraschte uns der Amarok im Test positiv, denn der kleine Vierzylinder treibt den immerhin fast zwei Tonnen schweren Pick-up erstaunlich kraftvoll und zügig voran. Dazu trägt das maximale Drehmoment von satten 400 Newtonmetern bei, das bereits ab 1.500 Touren zur Verfügung steht. Die Fahrleistungen sind entsprechend eindrucksvoll:  für den Sprint von 0 auf Tempo 100 vergehen lediglich 11,4 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 181 km/h.

So stellen auch Überholmanöver auf der Autobahn oder der Landstraße keine Probleme dar. Allerdings ist der Klang des Triebwerks etwas rau und zeigt sich mit seiner Geräuschkulisse wenig zurückhaltend. Eben Nutzfahrzeug-typisch. Der Verbrauch pendelte sich bei unseren Testfahrten bei durchschnittlich 8,5 Liter Diesel ein. Allerdings zollt der Hohe Luftwiderstand bei flotterer Fahrt seinen Tribut. Dann überschreitet der Amarok auch schnell die 10 Liter Marke.

Das serienmäßige Sechsgang-Getriebe lässt sich knackig durchschalten, wobei der sechste Gang betont lang ausgelegt ist, um das Drehzahlniveau und damit den  Verbrauch und die Geräuschkulisse niedrig zu halten. Trotzdem würde man sich für den durchzugsstarken Diesel ein Automatikgetriebe wünschen.

Die Bremsen könnten in Anbetracht der gebotenen Fahrleistungen etwas kräftiger zupacken und auch die Lenkung ist für unseren Geschmack bei höherem Tempo eine Spur zu Leichtgängig.

Als Antriebsvarianten bietet Volkswagen den Amarok mit einem reinen Hinterradantrieb, einem zuschaltbaren oder, wie bei unserem Testwagen, einem permanenten Allradantrieb an. Das permanente 4Motion-System zeigt sich als idealer Antrieb, wenn es vorrangig auf Asphalt vorrangeht. Die Räder haben auch bei schlechtem Untergrund oder winterlichen Straßenverhältnissen optimale Bodenhaftung. Wer den Amarok auch häufig für den Offroad-Einsatz nutzt, hat mit dem  zuschaltbaren 4Motion-System seine Vorteile. Auf Tastendruck sorgt diese Variante mit Verteilergetriebe und Klauenkupplung für einen starren Durchtrieb zwischen den Achsen. Eine zusätzliche Geländereduzierung ermöglicht extreme Kriechfahrten in komplizierten Passagen oder beim Erklimmen starker Steigungen. Der Bergabfahrassistent verhindert auf außerordentlichen Gefällstrecken mittels gezielter Bremseingriffe ein ungewolltes Beschleunigen des Amarok. Der Fahrer muss in diesem Fall weder Gas- noch Bremspedal betätigen, der Assistent erledigt alles selbstständig. Auf Wunsch ist aussedem eine mechanische Differenzialsperre für die Hinterachse erhältlich.

Das so viel Auto auch seinen Preis hat versteht sich von selbst. Beim Amarok werden für die 2.0 TDI 90 kW Basisversion mit Doppelkabine und Hinterradantrieb 26.471 Euro fällig. Im Preis enthalten sind Offroad-ABS, Berganfahr- und Bergabfahrassistent, ESP, vier Airbags und ein Radiosystem "RCD 210" mit vier Lautsprechern. Als Trendline für 30.291 kommen Nebelscheinwerfer, 16 Zoll Alufelgen, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Klimaanlage, Multifunktionsanzeige und Tempomat hinzu. Richtig komfortabel wird es mit der Highline Ausstattung für 32.861 Euro und  Chromapplikationen, Klimaautomatik, 17 Zoll-Leichtmetallrädern, Lederlenkrad sowie dem Radiosystem "RCD 310" mit sechs Lautsprechern.

Mit dem 163 PS starken Diesel und 4Motion-Allradantrieb klettern die Preise aber schnell in die Höhe. Der von uns gefahrene Amarok Trendline beginnt bei 34.980 Euro und beim Highline sind es sogar 37.550 Euro. Addiert man Extras wie das Navigationssystem und andere Kleinigkeit hinzu treibt es den Preis auf deutlich über 40.000 Euro.

Fazit: Der Amarok hat das Zeug, sich im Pick-up-Segment zu einer interessanten Alternative für die Konkurrenten aus Asien und Amerika zu entwickeln. Vor allem sein hochwertiges Interieur, die umfangreiche Sicherheitsausstattung, sein hoher Fahrkomfort und der durchzugsstarke 163-PS-Diesel können überzeugen. Dazu kommt seine ausgeprägte Geländegängigkeit, die ihn so vielseitig einsetzbar macht. Wen das überzeugt, der wird sich auch nicht vom hohen Preis abschrecken lassen.


Technische Daten Testwagen: VW Amarok DoubleCab 2.0 BiTDI Trendline 4Motion

Motor: 4-Zylinder Biturbo-Reihen-Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
Hubraum: 1.968 ccm
Max. Leistung: 120 kW / 163 PS bei 4.000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 U/min
Antrieb: permanenter Allradantrieb
Getriebe: 6-Gang-Schaltung
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 11,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Kombinierter Verbrauch / Tankvolumen: 8,5 Liter Diesel / 80 Liter
Abgasnorm / CO2-Emission: Euro 5 / 206 g/km
Länge / Breite / Höhe: 5.254 / 1.944 / 1.834 mm
Leergewicht / Zuladung: 1.993 kg / 1.047  kg
Ladefläche:  2,52 qm
Dachlast: 100 kg
Anhängelast: 2.800 kg (gebremst)

Preise: ab 26.471 Euro (2.0 TDI 90 kW Basisversion mit Hinterradantrieb)
Testwagen: ab 34.980 Euro

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