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Fahrbericht: Crossover-Modell Nissan Juke 1.6 DIG-T 4x4 CVT-Automatik mit 190 PS

"Ein bisschen Juke muss sein"

Kleine Brüder haben es mitunter schwer. Vor allem, wenn sie erfolgreiche Geschwister in der Familie haben. Dem Nissan Juke könnte es so ergehen, gehört doch sein großer Bruder, der Nissan Qashqai, zu den erfolgreichsten Kompakt-SUV in Europa. Da kann es schon hilfreich sein, durch ein außergewöhnliches Erscheinungsbild Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ob ihm das gelingt, haben wir getestet.

Das Design des Juke polarisiert, ist eine kuriose Mischung aus Kleinwagen und SUV, mit einem Geländewagen-Unterbau mit bulligen Kotflügeln und robuster Kunststoffbeplankung und einem filigranen Sportwagenaufbau mit wohlgeformten Proportionen. Die eigenwillige Mischung zweier Fahrzeugkonzepte garantiert einen hohen Aufmerksamkeitsgrad. Nissan zeigt sich mit dem hochmodernen Design experimentierfreudig und lässt den Juke ohne große Änderungen zur Designstudie vom Band rollen. In der Länge ist der Kleine 20 Zentimeter kürzer als der große Bruder Qashqai. In der Seitenansicht wirkt der Juke durch seine dominanten L-förmigen Heckleuchten wie eine gerade im Sprung befindliche Raubkatze. Auch die Frontscheinwerfer sind prägnant platziert. Auf der Motorhaube gibt es geteilte Lichteinheiten mit schlitzförmigen Gehäusen für Positionslichter und Blinker. Darunter sind die runden Hauptscheinwerfer platziert. In Sachen Optik kann sich der Kleine also durchaus behaupten.

Der Nutzwert wird durch das flotte Design allerdings eingeschränkt. Ist das Raumangebot vorne noch ganz in Ordnung, fällt hinten schon das Einsteigen aufgrund der schmalen Türen schwer. Je nach empfinden, sorgen die schmalen Seitenfenster und die wuchtige Mittelkonsole für ein Gefühl der Beengtheit oder Sportlichkeit. Wie bei einem Sportwagen fällt auch beim Juke der Kofferraum nicht besonders großzügig aus. Gerade einmal 190 Liter stehen zur Verfügung, was bei Besetzung mit vier Personen kaum noch für das Reisegepäck reicht. Anders sieht es aus, ist man nur zu zweit unterwegs. Dann kann die asymmetrisch geteilte Rücksitzlehne einfach umgeklappt werden und das Ladevolumen wächst auf 510 Liter. Zum Be- und Entladen schwingt die Heckklappe weit genug nach oben, so dass auch Personen bis 1,90 Meter genügend Platz darunter finden. Der Kofferraum ist zwar durch die große Ladeöffnung gut zugänglich, die Ladekante fällt mit einer Höhe von fast 80 cm recht hoch aus. Speziell bei schweren Gegenständen wie z.B. Wasserkisten kann das ein Problem sein.

Ansonsten erfreut der Innenraum durch ein ansprechendes Design sowie guter Verarbeitungsqualität. Ein Blickfang ist die wuchtige Mittelkonsole, die einem Motorradtank ähnelt und, ebenso wie ein Teil der Türverkleidungen, wahlweise in Metallic-Grau oder Metallic-Rot angeboten wird. Die Sitze für Fahrer und Beifahrer bieten guten Seitenhalt, hinten geht es wie besagt etwas beengt zu. Bein- als auch Kopffreiheit sind im Fond nur für kleine Personen ausreichend. Die hohe Sitzposition bietet, wie bei allen SUV, eine gute Sicht auf den Verkehr. Nach hinten wird die, durch die kleine Heckscheibe und die abfallende Dachkante und der breiten C-Säule stark eingeschränkt Sicht, durch die mit dem Navigationssystem kombinierte Rückfahrkamera unterstützt.

Die Armaturentafel wirkt etwas verspielt und einige Bedienelemente liegen ergonomisch ungünstig und benötigen etwas Eingewöhnung. Nach dem ein oder anderen Schalter muss man schon suchen, wie z. B. nach dem Verstellknopf für die elektrische Außenspiegel (unten links vom Lenkrad). Extrem ungünstig angeordnet sind die Tasten für den Bordcomputer: der unbeleuchtete Druckknopf ist genau hinter dem Lenkrad am Instrumenteneinsatz platziert. Zur Bedienung muss man durch das Lenkrad greifen, was während der Fahrt zu gefährlichen Situationen führen kann. Die beiden Rundinstrumente für Drehzahl und Geschwindigkeit sind gut ablesbar und werden von einem kleinen Spoiler-Dach vor Sonneneinstrahlung geschützt. Etwas Eingewöhnungszeit benötigt die Bedienung des Dynamic Control Systems (DCS), das ab der Ausstattung Acenta serienmäßig an Bord ist. Je nach eingestelltem Modus (Climate oder D-Mode) wechseln die Tasten rund um das Display dabei ihre Funktion. Es beinhaltet zum einen die Klimaregelung und zum anderen die Einstellung der drei Fahrprogramme (Normal, Sport und Eco). Während man im Eco Modus 5 Sterne angezeigt bekommt und durch möglichst sparsame Fahrweise versuchen sollte, die 5 Sterne immer auszufüllen, wird im Sport Modus eine Ladedruckanzeige auf das Display gebracht. Darüber hinaus werden durch die unterschiedlichen Modi verschiedene Parameter verändert, wie die Gaspedalkennlinie. So hat man im Sport Modus ein spontaneres Ansprechen auf die Gaspedalbewegungen, während der Eco Modus etwas träger reagiert. Zusätzlich spricht die Lenkung im Sport Modus direkter an. Im Eco Betrieb wird durch die Entlastung der Klimaanlage der Verbrauch reduziert. Die Position des Kontroll-Terminal liegt allerdings etwas zu tief in der Mittelkonsole und deshalb nicht optimal im Blick des Fahrers. Das darüber liegende Radio, mit (bei unserem Testwagen) serienmäßigem Navigationssystem befindet sich dagegen in angenehmer Höhe und lässt sich einfach und intuitiv bedienen.

Zum Einschalten der Zündung reicht ein Druck auf den beleuchteten Start-Knopf. Der Zündschlüssel kann dazu in der Tasche bleiben. Bei unserem Testwagen erwacht dadurch der aufgeladene Benziner mit 1,6 Liter Hubraum. Der Vierzylinder mit Benzindirekteinspritzung und Turbolader besitzt ein maximales Drehmoment von 240 Nm bei 2.000 U/min und leistet 140 kW (190 PS). Gerade bei niedrigeren Drehzahlen lässt er sich sehr angenehm fahren, spricht direkt auf jeden Gasbefehl an und baut genug Drehmoment auf. Das Spitzenaggregat in der Motorenpalette verhilft dem jungen Wilden zu wahrlich sportlichem Temperament. Er begeistert mit seiner Durchzugskraft und Agilität und läuft erfreulich ruhig. Unser Testwagen mit dem stufenlosen Automatikgetriebe und Allradantrieb sprintet in nur 8,4 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht spielerisch seine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die Fahrleistungen beeindrucken und machen Spaß. Der kann aber schnell getrübt werden, denn der kraftvolle Vierzylinder hat auch eine Kehrseite: er schluckt. Und das ganz schön. In unserem Test kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 9,5 Liter Super, der einfach zu hoch ist. Das hängt auch damit zusammen, dass der Juke über kein Start-Stopp-System verfügt.

Die Übersetzung, der von spürbaren Schaltvorgängen freien Automatik, passt sehr gut zur Leistungscharakteristik des Turbos. Im manuellen Modus werden sechs fest einprogrammierte Übersetzungen simuliert, die durch Antippen des Schalthebels gewechselt werden können. Die insgesamt recht direkte Übersetzung der Lenkung spricht gut an und vermittelt einen zufriedenstellenden Fahrbahnkontakt. Mit der Sport-Einstellung des DCS wird die Lenkunterstützung geringfügig zurückgenommen, was die Rückmeldung etwas verbessert. So reagiert unser allradgetriebener Juke sehr gutmütig auf plötzliche Lenkimpuls und bleibt stets sicher und beherrschbar. Der Geradeauslauf ist gut, Spurrillen und Fahrbahnunebenheiten bringen den Juke nicht aus der Ruhe. Der Allrad sorgt außerdem für sehr gute Traktion auf jedem Untergrund. Die Fahreigenschaften sind sportlich und zugleich sicher. Das trifft auch für die straffe Federung zu, deren Federungskomfort auf schlechtem Untergrund schon mal auf der Strecke bleibt. Schlaglöcher oder Querfugen werden zum Teil hart bis zu den Insassen durchgereicht. Dafür fällt die Seitenneigung bei schnell durchfahrenen Kurven erstaunlich gering für ein SUV aus. Lastwechselreaktionen sind kaum vorhanden und bei Bodenwellen ist praktisch kein Nachschwingen der Karosserie vorhanden. Der Juke reagiert gutmütig bei zu schnell angefahrenen Kurven und besitzt einen breiten Grenzbereich. Das neue Torque Vectoring System wirkt der Untersteuerneigung leicht entgegen, da es nicht, wie bei den bisherigen 4x4 Modellen von Nissan, lediglich das Antriebsmoment zwischen der Vorder- und Hinterachse verteilt sondern auch zwischen dem linken und rechten Hinterrad. Das verringert die Untersteuerneigung in schnell durchfahrenen Kurven, und sorgt für ein agiles und sicheres Handling. Auch abseits unbefestigter Wege mach der allradgetriebene Juke eine gute Figur. Leichtes Gelände bereitet dem Antrieb keine Probleme. Hinderlich ist da schon eher die Bereifung mit den schönen Leichtmetallfelgen.

Die Ausstattung des Juke lässt keine Wünsche offen. Schon die frontgetriebene Basis-Variante für 16.900 Euro besitzt mit Klimaanlage, CD-Radio, sechs Airbags und ESP die wichtigsten Features. Der von uns getestete 1.6 DIG-T 4x4 CVT-Automatik in der Tekna Ausstattungsvariante für 25.140 Euro ist mit Klimaautomatik, Radio/Navi Kombination mit MP3 Unterstützung, USB und AUX Anschluss in der Mittelkonsole, Rückfahrkamera, elektrisch einstellbarer Fensterhebel, Licht- und Wischerautomatik, Bordcomputer und Lenkradfernbedienung ausgestattet.

Fazit: Als Familienauto ist der Nissan Juke nicht unbedingt gedacht. Dazu ist sein Platzangebot zu begrenzt und das ein oder andere an ihm zu verspielt. Dafür macht er Spaß, besonders mit dem 190 PS starken aber auch durstigen 1.6 DIG-T. Er hebt sich mit seinem spacigen Design angenehm aus der Menge ab und bietet Individualität wie kaum ein anderes Fahrzeug seiner Klasse. Dazu kommen eine gute Material- und Verarbeitungsqualität sowie eine umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung.

Technische Daten Testwagen: Nissan Juke 1.6 DIG-T Tekna 4x4 CVT-Automatik

Motor: 4-Zylinder Benzindirekteinspritzung und Turbolader
Hubraum: 1.618 ccm
Max. Leistung: 140 kW (190 PS) bei 5.600 U/min
Max. Drehmoment:  240 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Allrad permanent
Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 8,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Kombinierter Verbrauch / Tankvolumen: 9,5 Liter Super (Test) / 50 Liter
Abgasnorm / CO2-Emission: Euro 5 / 175 g/km
Länge / Breite / Höhe: 4.135 / 1.765 / 1.570 mm
Leergewicht / Zuladung: 1.430 kg / 430 kg
Kofferraumvolumen: 190 / 510  Liter
Dachlast: 75 kg
Anhängelast: 1.150 kg (gebremst)

Preise: ab 16.900 Euro (Nissan Juke 1.6)
Testwagen: ab 25.140 Euro (Nissan Juke 1.6 DIG-T Tekna 4x4 CVT-Automatik)

Weitere Informationen zum Nissan Fahrzeugprogramm unter www.nissan.de

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Crossover-Modell Nissan Juke 1.6 DIG-T 4x4 CVT

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